Skandinavien
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Skandinavien
Skandinavien ist im geografischen Sinn die skandinavische Halbinsel, auf der sich die Staaten Norwegen und Schweden und der Großteil des nördlichen Finnland befinden. Unter kulturellen, historischen und sprachlichen Gesichtspunkten wird Skandinavien hingegen aus den drei Ländern Dänemark, Norwegen und Schweden gebildet. Finnland, das historisch und politisch mit diesen drei Staaten verbunden ist, wird je nach Auffassung des Begriffs als skandinavisches Land begriffen, auch wenn die finnische Sprache keine gemeinsamen Wurzeln mit den Sprachen der drei ursprünglichen skandinavischen Staaten hat. Allerdings wird in Finnland auch schwedisch gesprochen. In einem noch weiter gefassten Begriff werden mitunter Island, das im Mittelalter von Skandinaviern besiedelt wurde, sowie die beiden politisch an Dänemark gebundenen Länder Färöer und Grönland zu Skandinavien gerechnet.
Inhaltsverzeichnis
Geografische Abgrenzung
Vom geografischen Begriff Skandinavien sind die Nordischen Länder zu unterscheiden, zu denen Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland, Island, Åland, Grönland und die Färöer gezählt werden. Die Halbinsel Skandinavien kann mit Finnland, Karelien und der Halbinsel Kola zu dem Begriff Fennoskandinavien zusammengefasst werden. Als Überbegriff für die genannten Länder sowie das Baltikum und den Nordwesten Russlands wird Nordeuropa gebraucht.
Topografie und Geodäsie
Die skandinavische Halbinsel war während der letzten Eiszeit von Eis bedeckt. Der Druck und die Bewegung der Eismassen hat die Landschaft in vielen Teilen wesentlich mitgestaltet. Ein auch heute noch wichtiger Faktor ist die Postglaziale Landhebung. Das Abschmelzen der Eismassen, die die Erdkruste niedergedrückt hatten, hat seit der letzten Eiszeit (ungefähr 10.000 v. Chr.) zu einer Landhebung von 800 m geführt. Heutzutage beträgt die Landhebung 10–11 mm jährlich.
An den Flachküsten macht sich das Auftauchen neuen Meeresbodens besonders deutlich bemerkbar: Ältere Strand- oder Fischerhütten, Bootsstege usw. liegen manchmal schon weit landeinwärts. Auch Fragen der Besitzverhältnisse sind damit verbunden.
In der Geodäsie haben diese und andere ozeanografische Phänomene viel zur Entwicklung der Erdmessung beigetragen. So geht die Lehre der Isostasie auf fennoskandische Geodäten und Geophysiker zurück, die Besonderheiten der Ostsee haben die Kooperation mehrerer Geowissenschaften angeregt, und der Ostseering stellt das erste wirklich internationale Vermessungsnetz dar.
Etymologie
Skandinavien war in der griechisch-römischen Antike als Scandza bekannt. Der Begriff Skandinavien ist etymologisch verwandt mit Schonen (Scandia) und dem Ort Skanör. Scadinauia ist der älteste lateinische Name für Schonen. Damit bezeichneten die Römer alles, was nördlich von Germanien lag. Andere sehen den Wortursprung bei der germanischen Göttin Skadi.
Der Begriff Skandinavien kommt von der latinisierten Form des urnordischen Begriffes Skaðinaujō (lat. Scadinauia, Plinius der Ältere, 23-79). Hierbei bedeutet skaðin- „Gefahr“ oder „Schaden“ (altnordisch skán-) und -aujō „Insel“ oder „Halbinsel“ (altnordisch -ey). Der Name Skandinavien bedeutet also etwa die gefährliche Halbinsel, was sich wahrscheinlich auf gefährliche Meeresströme um die schonische Halbinsel Skanör/Falsterbo bezieht.
Eine weitere Deutung von skaðin- (Schaden) bezieht sich auf den Nordwind (skaði). Demzufolge ist Skandinavien abgeleitet von „Skadinavia“, die Insel des Nordwindes (Elard Hugo Meyer, „Mythologie der Germanen“, Phaidon Verlag Essen, 1903, ISBN 3-88851-206-9, S. 236).
Der lateinische Begriff Terra Scaniae oder Terra Scania bezeichnete im Mittelalter die Regionen Skåne, Blekinge, Halland sowie Bornholm, heute noch in den Volkssprachen Schwedisch und Dänisch als Skåneland bezeichnet.
Geschichte
Die Geschichte Skandinaviens ist durchaus nicht einheitlich, sondern lässt sich als Geschichte Dänemarks, Norwegens und Schwedens getrennt darstellen. Dennoch bestehen über lange Zeit enge politische Zusammenhänge.
Über 500 Jahre bestand eine Gemeinsamkeit im quasi außenpolitischen Bereich, als vom Überfall des dänischen Kleinkönigs Chlochilaicus auf Gallien (517) bis zum unglücklichen Zug Harald Hardrades gegen England 1066 die Wikinger ihre Raub- und Kriegszüge auf alle europäischen Küstengebiete, aber auch bis tief nach Russland ausdehnten. Eine andere Gemeinsamkeit stellt lange Zeit die Ablehnung des Christentums dar in Zeiten, als es im westlichen Europa schon Jahrhunderte verbreitet war. Außerdem ist die große Bedeutung der Jarle, die zunächst nur Anführer von Beutezügen waren, als solche aber sehr reich und mächtig wurden, für diese Zeit charakteristisch. Deshalb entwickelte sich das Lehnswesen in Skandinavien deutlich langsamer als in Kerneuropa, und die Leibeigenschaft setzte sich nicht vollständig durch.
Neben diesen allgemeinen Gemeinsamkeiten gab es aber auch Zeiten, in denen mehrere der skandinavischen Länder unter einer Herrschaft vereinigt waren, so waren schon unter Knut dem Großen von 1028 bis 1035 Dänemark, Norwegen und (lockerer) Schweden sowie auch England in einem Nordseereich vereinigt. Dänemark und Norwegen standen bald darauf von 1042 bis 1046 unter der gemeinsamen Herrschaft Magnus des Guten. Doch die Hauptzeit der gemeinsamen politischen Entwicklung liegt in der Kalmarer Union, der die Länder Dänemark, Norwegen und Schweden von 1397-1523 in Personalunion verbunden waren. In dieser Zeit verlor Norwegen deutlich an politischer Selbständigkeit, so dass nach dem Ausscheiden Schwedens aus der Kalmarer Union mit der dänisch-norwegischen Personalunion bis 1814 praktisch eine dänische Vorherrschaft bestand, die 1814 von der schwedisch-norwegischen Union abgelöst wurde, die bis 1905 andauerte.
Historisch gesehen gehört auch Finnland seit der schwedischen Eroberung durch König Erik IX. 1154 bis zum Verlust an Russland im Vertrag von Fredrikshamn 1809 zu Skandinavien.
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Siehe auch: Skandinavismus
Bekannt für die skandinavischen Länder sind die an den Dannebrog angelehnten Kreuzflaggen, die jeder heutige Staat Skandinaviens hat. Auch skandinavische Provinzen und andere Regionen haben Kreuzflaggen (zum Beispiel Schonen, Småland und Åland).
Literatur
- Jaroslaw Suchoples (Hrsg.): Skandinavien, Polen und die Länder der östlichen Ostsee: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Breslau: Wydawn. Uniw. Wroclawskiego 2005, ISBN 83-229-2637-5
- Nordis (Das Nordeuropa-Magazin) ist eine deutsche Zeitschrift mit Berichten über skandinavische Länder.
- Harm G. Schröter, Geschichte Skandinaviens, Beck Verlag München 2007, ISBN 978-3-406-53622-9
- Fritz Petrick, Norwegen, Geschichte der Länder Skandinaviens, Pustet Friedrich KG 2002, ISBN 3-7917-1784-7
Weblinks
- Historische Karte als Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf "